Die Geschichte kennt zahllose historische Persönlichkeiten, die Tagebuch geschrieben haben. Beispiele gäbe es somit zuhauf, angefangen in der Welt der Literatur bei Johann Wolfgang von Goethe über Thomas Mann und Franz Kafka bis Ernst Jünger, aber auch den Studentenführer Rudi Dutschke oder den Wegbegründer des Grunge in der Rockmusik, Kurt Cobain. Nicht zu vergessen selbstverständlich das berühmte Tagebuch der Anne Frank.
Und auch unter uns Allerweltsmenschen ist das Schreiben eines Tagebuchs weiter verbreitet, als wir mitunter denken. So führen vor allem junge Erwachsene Tagebuch – und in dieser Gruppe wiederum vorrangig Frauen. Unter den 15- bis 24-Jährigen schreiben zwei von drei Frauen Erlebtes regelmäßig nieder, bei den Männern sind es immerhin noch etwa 20 Prozent.
Warum sie das tun? Das kann verschiedene Gründe haben. Während die einen ganz einfach gern schreiben, sehen andere darin eine Möglichkeit, sich an Erlebnisse auch später noch erinnern zu können. Für einige ist das Tagebuch der beste Freund und ein Mittel, mit sich selbst ins Gespräch zu kommen. Für andere ist es psychologisch wichtig, da sie erst durch das Aufschreiben von Erlebtem dieses wirklich verarbeiten können.
Eines ist aber sicher: Die Digitalisierung hat dem Tagebuch nichts anhaben können. Geschrieben wird es nach wie vor – und unsere 10 spannenden Fakten, hilfreichen Tipps und interessanten Ideen rund ums Tagebuch lassen auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass das künftig so bleibt.
1 – Fakt: Das Tagebuch bleibt oft geheim – aber nicht immer.
Ein Tagebuch im engeren Sinne ist ein autobiografisches Werk, das wir für uns selbst schreiben. In relativ chronologischer Weise notieren wir, was sich in unserem Leben ereignet, reflektieren das Erlebte und kommentieren es – und in der Regel ist nicht vorgesehen, dass jemals eine andere Person Zugriff auf dieses sehr intime Werk erhält.
Aber es gibt auch andere Formen von Tagebüchern, allen voran jene, die von Beginn an für eine Veröffentlichung gedacht sind. Im klassischen literaturhistorischen Sinne handelt es sich dann um sogenannte Tagebuchliteratur, aber in unserem digitalen Zeitalter kommen auch Blogs und ähnlich geartete Online-Medien dazu, deren Texte für jedermann zugänglich sind.
Die Art, wie wir ein Tagebuch schreiben, kann dabei sehr unterschiedlich sein. Der Klassiker ist ein Prosatext, doch auch lose Listen nach dem Vorbild eines Terminkalenders oder kurze Notizen zu Erlebtem sind denkbar. Wer etwa auf ein Ziel hinarbeitet, zum Beispiel auf einen Marathon, könnte auf den Gedanken kommen, ein Trainingstagebuch zu führen.
2 – Tipp: Man sollte vorab überlegen, wie man sein Tagebuch schreiben will.
Manchen liegt das Schreiben im Blut und sie arbeiten einfach drauflos, doch andere brauchen ein wenig Struktur, um sich nicht zu verfangen. Wer vorhat, ein Tagebuch zu schreiben, sollte sich vorher über einige Dinge im Klaren werden:
- In welcher Form möchte ich schreiben? Sollen eher richtige Texte entstehen oder nur Notizen? Werden die Texte in Prosa- oder womöglich gar in Gedichtform verfasst?
- Wie oft will ich schreiben? Während manche täglich zu einem festen Zeitpunkt, zum Beispiel vorm Schlafengehen, die Erlebnisse des Tages niederschreiben, nehmen sich andere vor, nur dann zu schreiben, wenn etwas Wichtiges passiert ist.
- Welches Medium möchte ich verwenden? Neben dem Klassiker, einer Art Notizbuch, zieht manch einer eine Lose-Blatt-Sammlung vor. Wieder andere schwören auf Computerdateien und schreiben in ein Word-Dokument – oder in ihren persönlichen, öffentlichen Blog.
- Über was genau will ich schreiben? Ist es das Erlebte des Tages oder sind es Gefühle, etwa für einen anderen Menschen? Schreibe ich über meine Träume, Wünsche und Vorhaben? Soll das Tagebuch vom Verlauf eines Projektes handeln, etwa einer Reise oder dem Bau eines Hauses?
Sind die Grundpfeiler erst einmal eingeschlagen, gilt dann nur noch eines: ausprobieren und schauen, ob man sich das Tagebuchschreiben so vorgestellt hat.
3 – Idee: Fotos und Zeichnungen sagen mehr als 1000 Worte.
Niemand sagt, dass ein Tagebuch nur Text enthalten soll. Erinnerungen sind oft mit konkreten Bildern verbunden, die sich durch Fotos und Zeichnungen am besten bewahren lassen. Warum also nicht eine Mischung aus Tagebuch und Fotoalbum anstreben – zumal wir als Generation Instagram ja sowieso von allem, was wir tun, Bilder schießen?
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4 – Fakt: In Süddeutschland gibt es ein Deutsches Tagebucharchiv.
In der baden-württembergischen Stadt Emmendingen ist das Deutsche Tagebucharchiv beheimatet. Es beherbergt aktuell mehr als 22.000 Dokumente von fast 4700 Autoren, neben klassischen Tagebüchern auch einige Briefesammlungen. Das Tagebucharchiv versteht sich als zeitgeschichtlicher Ort, an dem wichtige Quellen für die Geschichts- und Kulturforschung aufbewahrt werden. Gesammelt werden nicht die Schriften berühmter Persönlichkeiten, sondern Tagebücher aller möglichen Personen, deren Tagebücher dem Archiv und Museum zugeschickt werden.
Das älteste Tagebuch der Sammlung stammt von Mitte des 18. Jahrhunderts: Ein Feldprediger beschreibt darin, wie er mit Soldaten im Siebenjährigen Krieg nach Thüringen wanderte.
5 – Tipp: Man sollte jedem Tagebucheintrag einen bestimmten Aufbau geben.
Es gibt zwar keine verallgemeinernde Anleitung und kein Gesetz, das uns vorschreibt, wie der Aufbau eines Tagebucheintrags sein sollte, doch lohnt es sich vor allem am Anfang, eine stets immer gleiche Struktur einzuhalten. Ganz einfach deshalb, weil es das Schreiben ungemein erleichtert.
So fangen viele Tagebuchschreiber ihren Eintrag – nach einer Datumsangabe wie bei einem Brief – mit einer Anrede à la „Liebes Tagebuch“ an, mancher gibt seinem Tagebuch auch einen Namen. Danach folgen einige Ausführungen zu den Erlebnissen des Tages, also die Fakten, bevor es mit der emotionalen Seite weitergeht und somit Gefühlen, Gedanken, Ängsten und Wünschen. Da ein Tagebuch in der Regel nur für einen selbst bestimmt ist, kann sich hier jeder seine Freuden, Lust und Frust von der Seele schreiben, was – siehe Punkt 8 – durchaus einen heilsamen Effekt haben kann.
Fällt das Tagebuch schreiben am Anfang noch etwas schwer? Keine Angst: Das gibt sich. Auch hier macht Übung den Meister und jeder muss seinen Schreibstil erst trainieren.
6 – Tipp: Mit dem richtigen Stift fällt das Schreiben leichter.
Wer gern schreibt, kann es bestätigen: Stift ist nicht gleich Stift. Und so haben wir alle unseren Lieblingsstift, mit dem wir bevorzugt schreiben, sei es seines Aussehens wegen, wie er in der Hand liegt oder der weichen Art zu schreiben wegen.
Beim Tagebuch schreiben begeben wir uns in eine besondere Stimmung. Wir suchen nach Intimität mit uns selbst und möchten nicht gestört werden. Ein kratzender Stift, eine auslaufende Mine: Das können wir nicht gebrauchen.
Besser als Kugelschreiber oder Füllfederhalter sind dabei Tintenroller geeignet, wenn man Tagebuch schreibt. Sie zeichnen sich durch ein sehr weiches Schreibgefühl und ein sauberes Schriftbild aus. Vielschreiber greifen bevorzugt zum Tintenroller, da sich seine Mine durch eine hohe Langlebigkeit auszeichnet – was für lange, persönliche Tagebucheinträge ein klarer Vorteil ist.
7 – Idee: Statt langer Texte können es auch kurze Schnipsel sein.
Nicht jeder ist der geborene Schreiber. Und außerdem haben wir ja auch nicht immer so viel Zeit, um lange Texte zu schreiben. Statt nun also mit dem Tagebuchschreiben aufzuhören (oder gar nicht ernst anzufangen), kann man es auch anders angehen – nämlich ganz kurz:
- Minuten-Tagebuch: Einfach die Uhr stellen und eine Minute lang alles aufschreiben, was einem durch den Kopf geht.
- Wortlisten: Statt langer Sätze schlicht auf die wichtigsten Stichworte des Tages setzen – zum Beispiel die zehn Schlagworte, die den Tag ausgemacht haben.
- Morgens-abends-Tagebuch: Am Morgen und am Abend jeweils zwei, drei Sätze aufschreiben, mehr nicht. Gefühle, Gedanken, Erlebnisse: was auch immer wichtig war und ist.
- Foto-Tagebuch: Für jeden Tag DAS Foto des Tages auswählen und zum Beispiel auf Instagram (oder ins persönliche Fotoalbum) stellen. Kurzer Kommentar dazu. Fertig.
8 – Fakt: Die Psychologie hält das Tagebuch schreiben für eine gute Therapie.
Die Psychologie des Tagebuchschreibens wird immer wieder thematisiert und hervorgehoben. Das Spektrum ist dabei extrem vielseitig. Psychologen setzen ganz bewusst auf das Schreiben eines Tagebuchs als Therapieansatz, um Menschen dazu zu bringen, sich mit der eigenen Lebenssituation auseinanderzusetzen.
So gehören Tagebücher von jeher zu den Strategien der Menschheit, sich mit kritischen Ereignissen auseinanderzusetzen – nicht von ungefähr schreiben Menschen, die den Krieg erleben, häufig Tagebuch. Und auch im Frühjahr 2020, als die erste Corona-Welle die Welt fast überall zum Stillstand brachte, begannen nicht wenige Menschen, Tagebuch zu schreiben.
Das große Pfund, mit dem Tagebücher wuchern: Man kann sich in ihnen alles von der Seele schreiben. Das hilft, den Kopf frei zu bekommen und klarer zu sehen.
9 – Idee: Statt eines Tagebuches kann man auch Briefe schreiben.
Die Vorstellung, einen Text an sich selbst zu schreiben, kann auf manchen abschreckend wirken. Wer es vorzieht, lieber einen konkreten Adressaten auszuwählen, dem er seine Erlebnisse berichtet, der kann auch eine andere Form des Tagebuches wählen: den Brief. Persönliche Briefe an Freunde und einem nahestehende Menschen helfen, das Erlebte zu verarbeiten und gleichzeitig zu teilen. Eine andere Option ist, das Tagebuch zu personifizieren, ihm etwa einen Namen zu geben. Berühmte Zeitgenossen haben es vorgemacht – zum Beispiel Anne Frank, die in ihrem berühmten Tagebuch an die imaginäre Kitty schrieb.
10 – Tipp: Statt über die Vergangenheit zu schreiben, lieber in die Zukunft schauen.
Wer sagt denn, dass ein Tagebuch immer in die Vergangenheit gerichtet sein muss? Genauso gut kann es wie eine sogenannte Bucket List aufgebaut sein und Ideen und Wünsche thematisieren, die man noch umsetzen oder sich erfüllen möchte. Warum also nicht über die folgenden Beispiele Tagebuch schreiben:
- Eine Liste aller Reiseziele, die man in seinem Leben noch ansteuern will.
- Alle Bücher, die man im nächsten Jahr/in den nächsten fünf Jahren lesen will.
- Wünsche, die man sich bis zum Zeitpunkt X erfüllen will, angefangen vom Bungeesprung über Salsa lernen bis hin zum lange geplanten Urlaub mit den Freunden von früher, der immer aus irgendeinem Grund gescheitert ist.
Tagebuch schreiben hat jede Menge Vorteile, weckt die eigene Kreativität und sorgt dafür, dass Erlebnisse zu Erinnerungen werden, die man nicht mehr vergisst. Eine allgemeine Anleitung, wie ein Tagebuch auszusehen hat, gibt es nicht – von Schlagwortlisten bis Kurzgeschichten, von Traumtagebüchern über Gefühlsoffenbarungen bis hin zu Wunschlisten ist alles denkbar. Neben dem geheimen Tagebuch im eigenen Nachttischschrank ermöglicht das Internet heutzutage auch, in Blogs das eigene Tagebuch mit der Welt zu teilen. Wichtig ist eigentlich nur eines: einfach anfangen zu schreiben!