Der Sommer naht und damit auch die Reisezeit. Für die meisten Deutschen stehen zwei Urlaubswochen ins Haus. Die, das wissen wir schon jetzt, bevor die Ferien überhaupt begonnen haben, wie immer viel zu kurz sein werden.
Und während wir im Sand sitzen und aufs weite Meer hinausschauen, werden wir uns ganz sicher früher oder später diese eine sehnsuchtsgeladene Frage stellen: „Arbeiten am Strand: Wäre das nicht toll?“
Deutsche sind so auswanderungswillig wie kaum eine andere Nation
Tatsächlich zieht es die Deutschen über Gebühr in die Ferne. Im internationalen Vergleich gibt es nur in Großbritannien und Polen – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – mehr Auswanderer als in Deutschland. In Zahlen: Ein Deutscher von 20 lebt jenseits der heimischen Grenzen.
Sonne, Strand und Meer sind allerdings für die wenigsten der rund 3,4 Millionen Auslandsdeutschen der Beweggrund für den Wegzug. Viele zieht es nach Österreich und in die Schweiz – beides Länder, die nicht gerade für ihre Surfspots und Beachbars bekannt sind.
Auch die USA und Großbritannien sind beliebt, der Sprache wegen. Wer dorthin zieht, will in der Regel seiner Karriere einen Schub geben.
Erst dann kommen die Mittelmeerländer Frankreich, Italien und Spanien.
Den Traum vom Leben in der Sonne und im Süden verkaufen vor allem TV-Formate wie „Goodbye Deutschland“. Darin versuchen Auswanderer, sich vorrangig auf Inseln wie Mallorca oder Bali eine neue Existenz aufzubauen. Wobei der Traum nicht selten daran scheitert, dass dem Faktor „Urlaub“ mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als dem Faktor „Arbeit“
Arbeiten am Strand: Darauf kommt es dabei an
Und doch: Das Arbeiten am Strand ist möglich. Die stetig wachsende Zahl der digitalen Nomaden, die mit Rollkoffer, Rucksack und Laptop von Land zu Land reisen, beweist das eindrucksvoll. Schätzungen gehen von weltweit rund 35 Millionen dieser modernen Arbeitsreisenden aus.
Und in Zeiten, in denen viele Menschen ihren Job bequem vom Home Office aus erledigen können, stellt sich mehr und mehr die Frage: Wieso am Schreibtisch in Bottrop sitzen, wenn es auch der Strand von Barcelona sein könnte?
Der Schritt ins Ausland sollte aber gut überlegt und geplant sein. Viele Dinge gibt es zu beachten – von der Wahl des Zieles über die Ausstattung bis nicht zuletzt hin zu einigen rechtlichen Voraussetzungen.
5 Fragen stellen sich – und Sie sollten auf diese eine Antwort finden:
Eignet sich mein Job, um ihn im Ausland und am Strand zu erledigen?
Natürlich kann nicht jeder seine Arbeit einfach von überall aus erledigen. Krankenpfleger, Marktleiterinnen, Fließbandarbeiter und Busfahrer kennen den Begriff „Home Office“ nur aus den Medien.
Doch all jene, die vor allem am Computer arbeiten, können dies in der Regel völlig ortsungebunden tun. IT-Entwickler, Programmierer, Werbetexter, Übersetzer und Grafiker sind typische Berufe, die optimal für digitale Nomaden geeignet sind. Auch Beratungs- und Lehrtätigkeiten lassen sich teilweise gut online anbieten.
Und dann gibt es auch jene Jobs, für die in einigen Ländern Mitarbeiter gesucht werden. Im Gesundheits- und Pflegesektor ist dies etwa der Fall, häufig auch in der Gastronomie. Zwar arbeitet man dann nicht immer am Strand, kann aber nach Feierabend dort noch etwas in der Sonne liegen. Klingt nach einer guten Work-Life-Balance, oder?
Urlaub verlängern, Auszeit nehmen oder dauerhaft auswandern: Was genau will ich?
Den Traum haben viele, aber wirklich vorstellen können es sich die wenigsten: Wie genau lebt und arbeitet es sich im Ausland?
Das hängt allein schon davon ab, was genau Sie vorhaben.
Die meisten denken sofort an den großen Schritt: in der Heimat alle Zelte abbrechen und auswandern, um woanders ein neues Leben zu beginnen. Und diese Vorstellung macht dann Angst – weil die Gefahr, dass das alles nicht so klappt wie erhofft, einfach zu groß ist.
Dabei gibt es so viele Möglichkeiten für all jene, die den Arbeitsalltag mit etwas mehr Urlaub würzen wollen:
- Urlaub verlängern, indem Sie an den Ferienaufenthalt noch eine oder zwei Wochen Home Office in der Ferne anhängen.
- Filial-Standort wechseln, falls das eigene Unternehmen in mehreren Ländern aktiv ist, und dort für ein halbes Jahr Auslandserfahrung sammeln.
- Wohnsitz zeitweise ins Ausland verlegen, zum Beispiel für drei Monate, um in Portugal zu überwintern und von dort zu arbeiten.
- Gelegentliche Workations einschieben, also einen Mix aus „Work“ und „Vacation“.
Bei allen Optionen ist es wichtig, mit dem Arbeitgeber oder – bei Selbständigen – mit den eigenen Kunden abzuklären, ob ein Arbeiten aus dem Ausland möglich ist. Mehr dazu schreiben wir im Abschnitt „Die rechtliche Seite“.
Welche Ausrüstung brauche ich für meine Arbeit?
Die Basis fürs Arbeiten am Strand ist, dass es nicht viel dafür braucht. Wer einen Schreibtisch mit PC-Turm und zwei Bildschirmen sowie Faxgerät und Drucker braucht, kann sich bereits jetzt vom Arbeitsplatz mit direktem Meerblick verabschieden.
Zur Grundausrüstung gehört je nach Jobprofil mal mehr und mal weniger Material. In der Regel unverzichtbar sind:
- Laptop mit einer langen Akkulaufzeit und mobiles Internet
- Arbeitsunterlage für ein bequemes Abstellen des Laptops
- Schreibset mit verschiedenen Stiften vom Kugelschreiber bis zum Bleistift
- Papierplaner oder Bullet Journal für alle wichtigen Informationen an einem Ort
Worauf muss ich achten, wenn ich meinen Arbeitsplatz am Strand einrichte?
Im Freien zu arbeiten ist schön, aber Mensch und Material werden vor ein paar Herausforderungen gestellt, die im Büro so nicht gegeben sind. Die Sonne blendet, der Wind weht Sand umher und eine Klimaanlage gibt es natürlich auch nicht. Ein paar Tipps, was beim Arbeiten am Strand unbedingt zu beachten ist:
- Laptop schützen: Nicht nur die Wärme setzt der Technik schnell zu. Auch weht der Wind Sand in die Öffnungen und kann die Technik beschädigen. Beim Arbeiten am Strand kommt es also auf einen ausreichenden Sonnen- und Windschutz an. Um den Laptop und das Arbeitsmaterial vor der Witterung zu schützen, empfiehlt sich eine robuste Laptoptasche, idealerweise aus wasserabweisendem Leder.
- Entspiegeltes Display: Scheint die Sonne auf den Laptopbildschirm, ist kaum noch etwas zu erkennen. Am Strand macht ein glänzendes Display das Arbeiten unmöglich. Wichtig ist deshalb, dass es matt bzw. entspiegelt ist. So wird das Sonnenlicht weniger stark reflektiert. Unabdingbar ist aber obendrein ein Sonnenschutz – denn selbst entspiegelte Laptopdisplays haben gegen direkte Sonneneinstrahlung keine Chance.
- Stift für unterwegs: Man könnte zwar meinen, dass ein Stift unter allen Bedingungen gleichermaßen gut schreibt. Doch dem ist nicht so. Optimal läuft die Tinte nur dann aus dem Kugelschreiber, Tintenroller oder Füllfederhalter, wenn die äußeren Einflüsse möglichst gering sind. Für den Einsatz im Freien müssen die Stifte speziell ausgelegt sein. So reagiert etwa die Tinte auf Kälte und starke Wärme. Und auch können Staub und Sand das Schreiberlebnis trüben. Gummigriffe werden bei direkter Sonneneinstrahlung zum Beispiel schnell weich und beeinflussen die Griffigkeit eines Stiftes. Feuchtigkeit, wie sie am Meer wahrscheinlich ist, hat wiederum einen Einfluss aufs Papier. In unserem Beitrag „Draußen schreiben“ geben wir hilfreiche Tipps, welche Stifte sich für den Outdoor-Einsatz eignen und welche nicht.
- Arbeitsposition: Auch wenn die Vorstellung, auf dem Strandtuch im Sand zu sitzen, während man Arbeitsmails beantwortet, etwas Erholsames an sich hat: Auf Dauer wird das unbequem. Eine Strandbar mit Wlan ist für längeres Arbeiten am Meer die bessere Alternative. Mitunter gibt es auch Coworking-Angebote in unmittelbarer Strandnähe. So lässt sich die Arbeit durch einen raschen Sprung ins Wasser unterbrechen, bevor es mit dem nächsten Online-Meeting weitergeht.
Die rechtliche Seite: Darf ich einfach so am Strand arbeiten?
Der Knackpunkt aller Beach-Office-Pläne ist aber die Gesetzeslage. Ein Arbeitnehmer kann nämlich nicht einfach selbst entscheiden, von einem anderen Land aus zu arbeiten – auch wenn es praktisch tatsächlich keinen Unterschied macht, ob man am heimischen Schreibtisch Marketingtexte schreibt oder auf einer Insel.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass innerhalb der EU für EU-Bürger eine berufliche Freizügigkeit gilt. Das macht das Arbeiten in einem der EU-Staaten möglich und recht einfach.
In anderen Ländern können Arbeitsvisa und Aufenthaltsgenehmigungen nötig sein. Das sollte natürlich vorab geklärt werden.
Aber auch der Arbeitgeber kann etwas gegen ein Arbeiten im Ausland haben. Für Arbeitnehmer, die mit sensiblen Informationen zu tun haben, können Sicherheitsfragen bedeutsam werden. Auch Versicherungs- und steuerliche Fragen stellen sich.
Da Home Office und hybride Arbeitsformen erst recht neue Phänomen sind, befinden sich die rechtlichen Rahmenbedingungen in einem ständigen Wandel. Es lohnt sich deshalb, alles genau mit dem Arbeitgeber oder den Kunden abzuklären und schriftliche Vereinbarungen zu treffen.
Fazit: Arbeit und Urlaub lassen sich gut verbinden – wenn man ein paar Dinge beachtet
Die Vorstellung, am Strand zu arbeiten, muss kein unerfüllter Traum bleiben. Millionen digitale Nomaden machen es vor: Viele Jobs lassen sich ganz bequem von (fast) jedem Ort der Welt aus erledigen.
Wichtig ist, das Vorhaben mit dem Chef abzuklären und ein paar organisatorische Dinge zu beachten. Krankenversicherung, Steuerfragen und nicht zuletzt auch die Planung des eigenen Budgets gehören dazu.
Außerdem sollte das Arbeitsmaterial auf den Einsatz in der Sonne und am Strand ausgelegt sein.
Und schließlich noch: Wer am Strand arbeiten will, braucht eine gewisse Eigenmotivation. Denn zu sehen, wie andere im Meer Spaß haben, während man selbst noch einen Bericht in den Laptop tippen muss, ist auch nicht ohne. Auf diese psychische Herausforderung sollte man vorbereitet sein.